Im nordthüringer Klosterort Göllingen, da, wo der Heilige Günther von Thüringen, von Bayern und Böhmen, der vormalige ReichsgrafGünther von Käfernburg-Schwarzburg, vor nun mehr als eintausend Jahren in einer urkundlich bestätigten Schenkung seine erste Kloster-gründung zum Erblühen brachte, begann der Gedenktag des Heiligen bereits am Sonntagabend des 8. Oktober.Neben Sonderführungen, die die Bedeutung des Klosterortes durch die Zeiten hinweg nahe brachten, war der Abend mit einem meditativenKonzert in der altehrwürdigen romanischen Krypta der Einstieg in den nachfolgenden Tag. Drei exzellente Musiker aus Leipzig, die in dieserGruppierung mit Violoncello und live-Elektronik, Barockvioline, Gesang und Text unter dem Namen „Lambda“ agierten, erfüllten Raum undHerz und Seele in eine universelle Welt der Klänge und erfahrbarer umfassender Erkenntnis zum Weg des persönlichen und schöpfungsum-spannenden Friedens: „Wenn Dein Herz berührt wird, so bist Du gerettet.“ - Die Aussage für Mensch und Schöpfung.Am Montag, dem 9. Oktober, der wie täglich ab Vormittag den Klosterort öffnete, konnte die St. Gunther-Initiative und der örtliche Förder-verein am Nachmittag als besonderen Gast zum Guntherfest Herrn Bischof Dr. Gerhard Feige aus Magdeburg begrüßen, zu der nach einerersten informativ gehaltenen Kaffeetafel, zu der sich erste Nachmittagsgäste und eine Delegation des Prager St. Ludmila-Vereins gesellten.Sowohl die Arbeit am besonderen romanischen Baudenkmal, nahe an der Straße der Romanik Sachsen-Anhalts und somit auch des BistumsMagdeburg, waren Inhalt der Gespräche, ebenso auch die Geschichte der hier vereinten drei Heiligen der Jahrtausendwende: Graf Günthervon Käfernburg, der spätere Benediktinermönch, Eremit und Diplomat, Abt Godehard von Hersfeld und Bischof von Hildesheim, König Hein-rich II., der spätere Heilige Kaiser. Das Wissen um deren Präsenz auch hier am Göllinger Klosterort setzt die Bedeutung ihrer Mission damalswie heute fort, in einer konsequenten Lebensführung für Mitmenschen und Land zu wirken und Frieden zu stärken.Nach einer Besichtigungsrunde war auch den Gästen klar, das auch und besonders dieser Klosterort ein Friedensort ist. Friedensorte sindErlebnisorte, die Frieden begreifen lernen. Insbesondere für uns Christen sind es damit Kraftorte der eigenen Lebensführung, Orte der Nach-folge Christi, ganz im Sinne benediktinischer Weisheit.

Diesen Friedensgedanken als praktische Anwendung in der Regel des Hl. Benedikt betonte Bischof Dr. Feige auch in seiner Predigt im an-schließenden Festhochamt in der benachbarten evangelischen St. Michaelskirche: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (RB Prolog 17), imAllgemeinen wie in der praktischen Anwendung der Regel RB 4,73 „Nach Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.“ sindWegweiser für unsere Suche nach Gottes Nähe. In Gottes Nähe finden wir Gottes Frieden, der über und mit uns in diese Welt getragen wer-den kann. Der heilige Günther war als bewusster Sucher der Nähe unseres Herrn und Gottes ein Friedenssucher, und wurde zum Friedens-stifter. Dort, wo wir Christus als unseren Bruder haben und Gott unseren Vater nennen, finden wir auch Frieden und Verantwortung für unsund unsere Welt. Der heilige Günther ist da ein Vorbild ganz in unserer Nachbarschaft, so wie sein Klosterort Göllingen vielen Besuchern auchjetzt Friedenmomente erfahren lässt.

An die einhundert Gottesdienstbesucher feierten das Hochamt mit Bischof Dr. Feige und fünf weiteren Priestern, die dem Klosterort Göllin-gen verbunden sind. In ökumenischer Verbundenheit war auch Frau Superintendentin Wiegleb beteiligt und las aus Phil. 3, 8-14, das bemü-hen in der Nachfolge Christi.

Mit dem Thüringer St. Gunther-Lied, das unser unlängst verstorbener Freund aus der Würzburger Ackermann-Gemeine, Msgr. Frühmorgen,verfasste, endete der Gottesdienst. Die Fortsetzung der Begegnung in Gemeinschaft war der traditionelle St. Guntherschmaus, der in denprovisorischen Räumen der alten Klostergebäude kaum alle Gäste fassen konnte, sodass Gartentische und –bänke auch außerhalb eingerich-tet werden mussten. Fleißige Helferinnen und Helfer von Verein und Kirchgemeinde betreuten mit Speise und Trank. Eine Eltern-Kinder-Gruppe aus Chemnitz, die Ferien im Vereinshaus „St. Gunther“ verbringt, hat einen Kessel guter sächsischer Kartoffelsuppe dazu geliefert. Sokonnte auch die Zahl der zusätzlich angelockten Gäste, somit mehr als 120, gespeist werden.Der Legende zufolge war der heilige Günther Gast seines Verwandten, des Ungarnkönigs Stefan I., und an einer Festtafel war ein gebratenerPfau dargereicht. Eine Versuchung für den Heiligen Eremiten. Gebet bewirkte, dass der Pfau seine Federn bekam und von der Tafel flog. Sowar Gunthers Problem, das Präsent des Königs abzulehnen und eben seine fleischlose Ernährung beizubehalten, gelöst. Der Guntherschmausdieser Tage erinnert aber auch an die Begebenheit eines Streites zwischen Schutzvogt des Klosters und den Brüdern der Gemeinschaft imPriorat Göllingen. Hier ging es um handfeste Dinge: Rückgabe eines zu Unrecht erlegten Hirsches im Klosterwald und wiederrechtlich erbeu-teter liturgischer Messgeräten. Der Richter entschied. Rückgabe an die wahren Besitzer, doch dazu noch die „Strafe“, dass beide streitendenParteien sich jährlich zu einem gemeinsamen Essen treffen. Eine nachwirkende Friedensinitiative.

Eine Abendgemeinschaft fand sich am Göllinger Klosterort zu Gastmahl und Gesprächen. Besondere und zielsetzende Gesprä-che gab es insbesondere mit den Gästen aus Prag, die noch gestern den Gunthertag in Gutwasser in Böhmen feierten, nun Grü-ße von dort ausrichteten und mit dem Verein an einem Projekt arbeiten wollen, den touristischen Wanderweg auf den Pfadendes Hl. Gunther, dem „Gunthersteig“, bis nach Prag, seinem Begräbnisort, fortzusetzen. Es wäre ein erneutes europäischenProgramm einer Verständigungsinitiative. Kloster Göllingen könnte als ein symbolischer „Anfangsort“ des Weges hinzukom-men.Auch ein Programm für das Jubiläumsjahr des Hl. Adalbert, der für Prag wie für Magdeburg wichtige historische und heiligePerson ist, wurde Herrn Bischof Dr. Feige vorgestellt. Ebenso erreichte den Klosterort-Förderverein die Nachricht aus privaterInitiative, die Neuzüchtung einer Rose „Hl. Günther von Käfernburg“ für den Ort zu stiften.Weitere Gäste konnten begrüßt werden: der erste Kreisbeigeordnete, Herr Scheja, war mit seiner Gattin bei uns, ebenso unserBruder Markus aus Kloster Volkenroda. Grüße aus den Klosterorten Münsterschwarzach und St. Ottilien, aus Werningshausenund Niederaltaich. Grüße aus dem Büro des Ministerpräsidenten erreichten uns ebenso wie Grüße aus dem bischöflichen AmtErfurt und von den Mitstreitern der St. Günther-Initiative in Bayern und Böhmen. Bei Guntherschmaus und Messfeier warenGäste aus Weimar und Erfurt und dem Eichsfeld bei uns, ebenso treue Besucher aus Nordhausen mit ihrem Pfarrer Hentrich,Gäste aus Sachsen, aus Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Für viele war es ein Zusammentreffen mit alten Bekannten undguten Freunden.Es war bereits dunkel, als mit Herrn Bischof dann auch die Gästeschar den Nachhauseweg antraten. Mit seinem Eintrag in dasBesucherbuch gab uns Bischof Dr. Feige eine Ermutigung, verbunden mit seinem Segen, auf den Weg. Ganz im Sinne der Be-wahrung und Wirkung dieses Klosterortes: Klosterorte sind Friedensorte. Mehr und mehr brauchen wir in unserer Welt dieseFriedensorte, die sich den Kriegsgedanken entgegenstellen.Ermutigung.

So bleibt das Tagesgebet eine Bitte für alle Tage:

gfc2023

 

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